Baumeister-Ingenieure-Gartenarchitekten | J. Hänsel / J. Haspel / ...
Jessica Hänsel, Jörg Haspel, Christiane Salge, Kerstin Wittmann-Englert (Hg.): Baumeister-Ingenieure-Gartenarchitekten (Berlinische Lebensbilder, Bd. 11)
Duncker & Humblot, Berlin 2016
ISBN 978-3-428-14587-4, 50 €
Zu den Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin gehört die Reihe der verdienstvollen "Berlinische Lebensbilder", deren Herausgabe bereits vor Jahren begonnen hat. Ihr Ziel ist, in Gestalt von Kurzbiographien "Lebensbilder" in Form eines wissenschaftlich fundierten Handbuchs dem Benutzer an die Hand zu geben: von Naturwissenschaftlern, Medizinern, Vertretern der Wissenschaftspolitik (von Ministern, Beamten, Ratgebern), Geisteswissenschaftlern, Theologen, Technikern, Stadtoberhäuptern, Stadtbild und Frauenleben sowie Baumeistern, Architekten, Stadtplanern. Der bereits vor dreißig Jahren erarbeitete Band über die Baumeister und Architekten, der 28 Lebensbilder nachzeichnete, wurde angesichts der Fülle an Architekten, die in Berlin seit dem 16. Jahrhundert gewirkt hatten, sehr schnell als ergänzungsbedürftig erachtet. Der nun 2016 ergänzende Band zu den Baumeistern, Ingenieuren und Gartenarchitekten steuert weitere 36 Lebensbilder bei. Selbst dieser zweite Band erfasst immer noch nicht alle bedeutenden Baumeister Berlins. Trotzdem vermitteln die beiden Bände einen guten Überblick über Persönlichkeit und Werk, soweit das die kurz gefassten, aber bebilderten und mit einem Werkverzeichnis versehenen Einzelbeiträge in ihrer knappen Darstellung möglich machen, und vertiefen die Kenntnis zur Baugeschichte Berlins.
Für den an der Bau- und Denkmalgeschichte Interessierten gehören beide Bände eigentlich zu seiner Handbibliothek. Auch zur Einordnung und Bewertung des Denkmalbestandes sind sie unbedingt hilfreich.
Der zweite Band konzentriert sich so gut wie ausschließlich auf Baumeister und Architekten sowie Ingenieure und Gartenarchitekten des 19. und 20. Jahrhunderts, was sich bereits im voraufgegangenen Band abgezeichnet hatte. Damit besteht weiterhin eine Lücke zwischen Wünschenswertem und Machbarem, denn die Bearbeitung eines solchen Bandes erfordert finanzielle und personelle Ressourcen. Deshalb sei ergänzend auf die Arbeit von Uwe Kieling verwiesen. Einen nahezu kompletten Überblick bieten die von ihm bearbeiteten drei schmalen Bändchen "Berliner Architekten und Baumeister bis 1800", "Berliner Baubeamte und Staatsarchitekten im 19. Jahrhundert" sowie "Berliner Privatarchitekten und Eisenbahnbaumeister im 19. Jahrhundert", die vor 1989 in der Reihe "Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins" im Kulturbund der DDR erschienen sind. Die "Miniaturen" sind nicht deckungsgleich mit den Lebensbildern. Das 20. Jahrhundert hat Kieling nicht mehr bearbeitet, aber 2003 in seinem "Berlin – Bauten und Baumeister von der Gotik bis 1945" zum Teil nachgeholt.
Die Veröffentlichung der Historischen Kommission in Gestalt von Kurzbiographien ist deshalb für die Orientierung im historischen Berliner Gebäudebestand unentbehrlich, weil die zahlreichen Architekturführer, die den Markt überschwemmen, naturgemäß ein anderes Bild zeichnen, bei dem das Bauwerk im Vordergrund steht, aber nicht dessen Verfasser und dessen Werk. Wem es beispielsweise nicht ausreicht, den Funkturm nur als Wahrzeichen Berlins zu kennen, der mag nun auf den Beitrag von Angelika Kaltenbach über Heinrich Straumer zurückgreifen, wer bei einem Spaziergang am Friedrichshain dem im Krieg stark zerstörten Krankenhaus begegnet, greife auf den Beitrag von Arnold Körte über Martin Philipp Gropius zurück und entdecke diesen für die Baugeschichte Berlins außerordentlich bedeutsamen Architekten, vermerke gleichzeitig aber auch den immer noch bestehenden Restaurierungsbedarf der erhalten gebliebenen Bauten.
Prof. Helmut Engel